Handreichung zur Verwendung von KI im Alltag

Die Nutzung von KI-Tools im Schulalltag kann viele Bereiche effizienter gestalten und den Unterricht bereichern. Mit gezielten Tools und durchdachten Prompts kann die KI wertvolle Unterstützung in der Unterrichtsvorbereitung, Schülerarbeit und bei administrativen Aufgaben bieten. Nutzen Sie die obigen Tipps, um das volle Potenzial von KI im Bildungsbereich zu entfalten.

Ausführliche Handreichung des TMBJS: https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://bildung.thueringen.de/fileadmin/ministerium/publikationen/Handlungsleitfaden_Umgang_mit_generativen_KI-Modellen.pdf&ved=2ahUKEwjH84PI6LqJAxVZcfEDHd8GOdgQFnoECBcQAQ&usg=AOvVaw2MqS6ff_hmm01OxPTxeblw

Unsere Handreichung soll Lehrkräften, Schülern und Bildungsinteressierten eine Übersicht über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht und bei schulischen Aufgaben geben. Sie enthält Empfehlungen für spezifische Tools, Tipps für effektive Nutzung und Hinweise zur Erstellung von guten Prompts (Anfragen an die KI).

1. Formulierung von Aufgabenstellungen und Umgang mit Schülerergebnissen

1.1 Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Schüler:innen KIs nutzen, deshalb liegt der Schwerpunkt der Schule

  • in der Ausbildung der kompetenten Anwendung von KIs (dh. Aufklärung über Funktionsweise, Anwendungs- und Übungsmöglichkeiten, Quellenkritik bzw. Gegenchecken von Informationen; fachspezifische Einweisung ab Klasse 9)
  • in der Bewertung von Prozess und Reflexion
  • bei der Fehlerkontrolle mit KI
  • dem bewussten Ausschluss der KI in bestimmten Phasen (und anschließendem sinnvollen Einsatz)

1.2 Referate

  • Vorbereitung mithilfe von ChatGPT
  • durch Nachfragen das vertiefte Verständnis prüfen
  • das (Impuls-)Referat beinhaltet eine (oder mehrere) anschließende Diskussionsfrage / Problemfrage (= Hauptteil der Bewertung)
    • Fließtexte erstellen (GeWi, Sprachen)
  • Hausaufgaben dürfen nicht bewertet werden – oder den Schwerpunkt auf die Präsentation in der Schule legen
  • pragmatische Texte:
    • im Unterricht üben (unter Aufsicht, ohne KI; iPad-Klassen: KI sperren)
    • eigene Texte von der KI überprüfen lassen
    • Beispieltexte von der KI besprechen
  • literarische Texte
    • i.d.R. sind die KIs noch nicht gut genug für literarische Texte und Interpretationen, ansonsten gelten die gleichen Hinweise wie bei pragmatischen Texten
    • Entwicklung eines eigenen Sprachstils (z.B. Anwendung von Stilmitteln) fordern (wertschätzende Rückmeldungen)
  • Abschlussarbeiten: Gewichtung des schriftlichen Anteils herabsetzen (ist bereits so)
    • Üben formalisierter Texte
    • Üben
  • Rechtschreibung (Übungstexte mit spezifischen Phänomenen erstellen lassen)
  • Mathematikaufgaben (Lösungen einer Beispielaufgabe müssen mitgegeben werden)
    • Aufgabenstellungen verstehen: die Aufgabenstellung von der KI erklären lassen, um die Fachsprache zu lernen („Formuliere das in einfacher Sprache“ + Aufgabenstellung; Differenzierung)
    • Aufgaben mit Abbildungen (Bildmaterial, Diagramme, Karikaturen) stellen, auf die Bezug genommen werden muss
    • Aufgaben stellen, die subjektive Sichtweisen (Meinungen, Kommentare, Stellungnahme usw.) verlangen

2. Verwendung von KI-Tools in der Unterrichtsvorbereitung

Die Integration von KI in die Unterrichtsvorbereitung kann Lehrkräften viel Zeit sparen und die Unterrichtsqualität verbessern. Folgende Tools können unterstützend eingesetzt werden:

  • to-teach.ai: Bietet Lehrern Vorlagen und Ideen für Unterrichtsplanung und -gestaltung. Das Tool kann zum Beispiel beim Erstellen von Lektionsplänen, Differenzierungsmöglichkeiten und Aufgaben unterstützen.
  • fiete.ai: Ein Tool speziell für Grundschullehrer, das dabei hilft, altersgerechte Inhalte und Übungen für jüngere Schüler zu entwickeln. Fiete kann personalisierte Vorschläge für Arbeitsblätter oder Leseübungen generieren.
  • prezi.ai: Ermöglicht die einfache Erstellung interaktiver und visueller Präsentationen. Ideal, um den Unterricht spannender zu gestalten, indem Bilder und Videos integriert werden.
  • ChatGPT: Kann Texte generieren, Aufgabenstellungen entwerfen und bei der Vorbereitung von philosophischen Diskussionen oder Fragenstellungen unterstützen.
  • Gemini (Google): Ein leistungsstarkes KI-Tool von Google, das vielseitig einsetzbar ist, z.B. für Recherche und interaktive Unterrichtsunterstützung.
  • Canva (kostenlose KI-Version): Bietet eine Vielzahl an Templates und KI-gestützte Designmöglichkeiten für Unterrichtsmaterialien, Arbeitsblätter und Präsentationen.
  • DeepL Write: Hilft bei der Überarbeitung und Verbesserung von Texten, insbesondere für fremdsprachlichen Unterricht.

Beispiele für den Einsatz in der Unterrichtsvorbereitung:

  • Bilder generieren für den Einstieg: KI-generierte Bilder helfen, abstrakte Konzepte visuell zu verdeutlichen, z.B. in der Philosophie.
  • Texterstellung: Die KI kann Lesetexte, Geschichten oder Beispieltexte für den Unterricht erstellen.
  • Binnendifferenzierung: Erstellen Sie unterschiedliche Schwierigkeitsgrade von Aufgaben, um allen Schülern gerecht zu werden.
  • Unterrichtsphasen planen: Strukturierte KI-Anleitungen können helfen, die Stunden in sinnvolle Phasen zu gliedern.
  • Aufgabenstellungen entwerfen: KI kann für verschiedene Lerngruppen passende Fragen und Aufgaben entwickeln.

2. Arbeit mit Schülern

KI kann auch direkt in der Interaktion mit Schülern eingesetzt werden, um personalisierte Lerninhalte zu bieten oder die Kreativität zu fördern.

  • Einsatzmöglichkeiten:
  • Handschrift in Text umwandeln: Mit Tools wie OCR (Optical Character Recognition) können handschriftliche Aufgaben digitalisiert werden.
  • Bewertungskriterien erstellen: KI-Tools helfen bei der Erstellung transparenter Bewertungskriterien.
  • Dialogpartner: KI-Chatbots (z.B. ChatGPT) können als virtuelle Dialogpartner in Rollenspielen oder Konversationstrainings verwendet werden.

3. Unterstützung bei Lehreraufgaben

Viele administrative Aufgaben lassen sich mithilfe von KI schneller erledigen, wodurch Lehrkräfte mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Schüler gewinnen.

  • Elternbriefe verfassen: KI-Tools können Vorschläge für Briefe oder Mitteilungen erstellen, die leicht angepasst werden können.
  • Zeugnistexte erstellen: Viele KI-Tools können beim Verfassen von Zeugnistexten helfen, z.B. mit Formulierungsvorschlägen für individuelle Stärken und Schwächen der Schüler.
  • Individuelles Feedback erstellen: KI kann personalisierte Rückmeldungen generieren, basierend auf den Fortschritten der Schüler.
  • Individuelle Lernpläne erstellen: Mit KI können maßgeschneiderte Lernpläne erstellt werden, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers zugeschnitten sind.

4. Tipps für Gute Prompts

Um die besten Ergebnisse von einer KI zu erhalten, ist die Gestaltung des Prompts entscheidend. Hier sind einige bewährte Tipps:

  1. Einfache, klare und direkte Sprache verwenden: Vermeiden Sie Höflichkeitsfloskeln und formulieren Sie Anfragen präzise.

Beispiel: Statt „Könnten Sie vielleicht…“ lieber „Erstelle eine Liste mit…“

  • Rollen zuweisen: Weisen Sie der KI eine Rolle zu, um spezifischere Ergebnisse zu erhalten.

Beispiel: „Du bist ein Lehrer der 5. Klasse. Erkläre die Photosynthese.“

  • Zielgruppe festlegen: Geben Sie an, für wen das Ergebnis bestimmt ist.

Beispiel: „Erkläre das Thema Brüche für Schüler der 4. Klasse.“

  • Operatoren und klare Handlungsanweisungen verwenden: Operatoren wie „Erstelle“, „Analysiere“, „Vergleiche“ sorgen für gezielte Antworten.

Beispiel: „Erstelle eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse im Zweiten Weltkrieg.“

  • Komplexe Aufgaben in kleinere Schritte zerlegen: Dies hilft der KI, komplexe Aufgaben besser zu bewältigen.

Beispiel: „Erstelle einen Aufsatz zum Thema Klimawandel. 1) Recherchiere, 2) Gliedere den Text, 3) Schreibe eine Einleitung.“

  • Affirmative Anweisungen geben: Vermeiden Sie negative Sprache, da diese die KI oft verwirrt.

Beispiel: Statt „Schreibe nicht zu viel“ lieber „Schreibe einen kurzen Absatz.“

  • Beispiele verwenden: Beispiele verdeutlichen der KI, welche Art von Antwort Sie erwarten.

Beispiel: „Erstelle eine Aufgabe wie diese: …“

  • Klare Formatierung nutzen: Verwenden Sie Trennzeichen, um Anweisungen oder Beispiele klar zu gliedern (z.B. „…“, <…>, […]).
  • Genaue Anforderungen angeben: Legen Sie fest, welche Anforderungen die Antwort erfüllen soll, z.B. Länge, Stil, Anzahl der Beispiele.

Beispiel: „Erstelle eine detaillierte Erklärung in fünf Sätzen.“

  1. KI zur Interaktion einladen: Erlauben Sie der KI, bei Bedarf Rückfragen zu stellen, um genauere Ergebnisse zu erzielen.

Beispiel: „Falls du mehr Details benötigst, stelle Rückfragen.“

5. Ein paar Beispiele für den Einsatz von ChatGPT

  1. Übungsmaterial / Tests erstellen

Prompt an ChatGPT:

Du bist Mathelehrer einer 4. Klasse. Das aktuelle Unterrichtsthema ist „Wahrscheinlichkeiten“, wo bei die Begriffe „Rangliste“, „Minimum“, „Maximum“ und „Spannweite“ zentral sind. Erstelle einen Lückentext, in dem diese Begriffe erklärt werden. Die Schüler müssen diese Begriffe dann an der richtigen Stelle einsetzen. Erstelle außerdem 3 Übungsaufgaben, mit denen das Thema geübt werden kann.

Antwort:

Lückentext: Wahrscheinlichkeiten

In diesem Text fehlen einige wichtige Begriffe. Setze die richtigen Begriffe ein: Rangliste, Minimum, Maximum und Spannweite.

Wenn wir eine Sammlung von Zahlen betrachten, wie zum Beispiel die Ergebnisse eines Würfelspiels, möchten wir oft den größten und kleinsten Wert kennen. Der ______ ist die höchste Zahl in einer Liste. Er zeigt uns, wie groß der höchste Wert in einer Reihe ist. Das Gegenteil davon ist das ______ – das ist die kleinste Zahl in unserer Sammlung.

Die ______ ist der Unterschied zwischen dem größten und dem kleinsten Wert. Sie zeigt uns, wie weit die Werte auseinander liegen. Manchmal möchten wir die Zahlen in einer bestimmten Reihenfolge von klein nach groß (oder umgekehrt) sortieren. Diese geordnete Liste nennen wir eine ______.

Übungsaufgaben

1. Würfeln und Berechnen der Spannweite  

Würfle fünfmal und schreibe die Ergebnisse auf. Bestimme dann das Minimum, das Maximum und die Spannweite deiner Ergebnisse.

2. Punktevergabe im Sport 

   Eine Klasse hat bei einem Sportwettbewerb die folgenden Punktzahlen erzielt: 5, 8, 12, 7 und 10. 

   – Erstelle eine Rangliste von der kleinsten zur größten Punktzahl.

   – Finde das Maximum, das Minimum und die Spannweite der Punkte.

3. Temperaturen vergleichen 

Am Montag wurden um 8 Uhr 15 °C, um 12 Uhr 22 °C, um 16 Uhr 25 °C und um 20 Uhr 18 °C gemessen. 

   – Schreibe eine Rangliste der Temperaturen von klein nach groß.

   – Bestimme das Minimum, das Maximum und die Spannweite der Temperaturen.

  • Worturteile, Zeugnistexte etc.

Prompt an ChatGPT:

Du bist Klassenlehrer einer 5. Klasse. Schreibe mir für einen Schüler als Zusatz zum Halbjahreszeugnis ein Worturteil von ca 100 Wörtern. Der Tonfall soll positiv, liebevoll und bestärkend sein. Der Schüler ist fröhlich, hat viele Freunde in der Klasse, ihm ist der Übergang in die 5. Klasse gut gelungen. Seine Leistungen in den Hauptfächern zeigen das auch. Er könnte mehr Ordnung halten. Dadurch könnte er auch noch bessere Leistungen bringen. Für das nächste Halbjahr sollte er vor allem daran arbeiten, weniger zu schwatzen, weil er dadurch sich und seine Mitschüler ablenkt.

Antwort:

[Name des Schülers] hat sich wunderbar in die neue Klassengemeinschaft eingefügt und zeigt sich als fröhlicher, aufgeschlossener Schüler, der von seinen Mitschülern sehr geschätzt wird. Der Übergang in die 5. Klasse ist ihm gut gelungen, und seine Leistungen in den Hauptfächern spiegeln dies deutlich wider. Mit seinem wachen Interesse und seiner positiven Art bereichert er den Unterricht. Für das zweite Halbjahr könnte [Name des Schülers] daran arbeiten, ein wenig mehr Ordnung zu halten, um seine ohnehin guten Leistungen weiter zu verbessern. Auch weniger Schwatzen im Unterricht würde ihm helfen, sich noch besser zu konzentrieren und die anderen nicht abzulenken. Wir freuen uns auf seine Entwicklung im nächsten Halbjahr und sind sicher, dass er diese Herausforderungen meistern wird!

  • Materialerstellung (z.B. FA-Material, differenzierte bzw. individualisierte Materialien)

Prompt an ChatGPT:

Schreibe 30 Geschichtenanfänge zum Weiterschreiben für Kinder im Alter von 9 bis 12 mit jeweils ca. 30 Worten. 10 der Anfänge sollten lustig sein, 10 eher spannend und 10 märchenhaft bzw. mit Zauberei und Fabelwesen zu tun haben.

  • Als Dialogpartner

Prompt an ChatGPT:

Du bist Johann Wolfgang von Goethe. Konntest du durch Weimar laufen, ohne angesprochen zu werden?

Antwort:

Es wäre schwierig, durch Weimar zu gehen, ohne erkannt zu werden. Meine Werke haben eine beträchtliche Bekanntheit erlangt, und die Menschen schätzen oft den Austausch mit dem Schöpfer solcher bedeutender Literatur.

Prompt an ChatGPT:

Glaubst du, dass ihr Schillers richtigen Schädel identifizieren konntet?

Antwort:

Die Frage nach Schillers Schädel beschäftigte uns in der Vergangenheit. Als wir 1826 seine Überreste exhumierten, war es schwierig, sicherzustellen, ob der gefundene Schädel tatsächlich zu Schiller gehörte. Trotzdem wurde dies als sein Schädel angenommen. Moderne Methoden könnten heute genauere Identifikationen ermöglichen, aber während meiner Zeit gab es gewisse Unsicherheiten.

Prompt an ChatGPT:

Es war leider nicht sein Schädel, wie man heute weiß.

Antwort:

Ah, das ist bedauerlich zu hören. In meiner Zeit waren die forensischen Methoden natürlich begrenzt. Es ist interessant zu erfahren, dass spätere Untersuchungen eine präzisere Identifizierung ermöglichten.